Hutneck - DER Stadtteil von Schramberg / Sulgen

Hutneck und deren Geschichte

Der Name „Hutneck“ kommt nach Auslegung von Spezialisten im ersten Teil von huten (altdeutsch huota, jetzt hüten), weil dieses Gebiet ursprünglich -  besonders im damaligen Mischwald mit reichlich vorhandenen Laubgehölzen – eine Viehweide des Vogtshofes „Sulgerberg“ (heute steht dort das Hotel „Drei König“) und der Urhöfe von Hintersulgen war. „Eck“ oder „neck“ bedeutete im alten Sprachgebrauch vorspringender Winkel, Kanten an einem Höhenzug oder kantig aufragender Bergrücken. So ist über Hutteneck der Name Hutneck entstanden.

„Hutteneck“ wird 1320 erstmals in Urkunden genannt. Ottmar Lamprecht (1904 – 1986) schreibt in seiner Chronik über Sulgen: „Es gab aber noch ein Edelknecht auf der Hutneck. Dieses wird ein Weiler mit Friedrichsberg genannt. Im Jahre 1320 verkauft Burkhard von Hutteneck seinen Lehenshof in Bochingen an das Frauenkloster in Oberndorf“. Darauf verweist auch die OAB Oberndorf 302.jpg (Beschreibung des Oberamts Oberndorf von Eduard Paulus 1868) wo es heißt: „Hutneck, Weiler mit Friedrichsberg, liegt 3/4 Stunden südöstlich von Schramberg; in älteren Zeiten scheint hier der Sitz eines Edelknechtes gewesen zu sein, denn 1320 verkauft Burkhard von Hutteneck seinen Lehenshof in Bochingen an das Frauenkloster in Oberndorf.“

An anderer Stelle in OAB Oberndorf 252.jpg – zitiert aus der Zimmerner Chronik - heißt es: „Ein hiesiges Hofgut hatte schon 1303 Werner von Zimmern, sich den Kirchensatz und eine  Hofstatt vorbehaltend, veräußert an Konrad Rieger von Oberndorf und dessen Bruders Albrechts Wittwe, Veronica Junta nebst ihrem Sohne Burkhard. Letzterer schenkte ihn 1344 an das Kloster Alpirsbach. (Crusius Annal. Suev. 3, 195. 244; 1344 wird Burkhard  „von Hutteneck“ genannt.)“ 

Ein weiteres Indiz, dass dieser Burkhard von Hutteneck auf der Sulger Hutneck wohnte, ist die Aussage von Genealoge Alfons Haigis (1908 – 1994), der mir berichtete, er habe in einer alten Karte (leider weiß ich nicht mehr in welcher) in der Nähe vom Christleshof eine Burg eingezeichnet gefunden.

Weiter schreibt Ottmar Lamprecht in seiner 300 Seiten umfassenden Chronik (Seite 38):

„Nach der „Hutneck“ nannte sich ein Vasall (Gefolgsmann, Lehensmann) der Ramsteiner. Bei seinem Edelhof müssen wir eine Kapelle vermuten, wie sie auch hinter der Ramstein stand. Hutneck mit Friedrichsberg gehörten eindeutig zur Pfarrei Mariazell. Die Burg Ramstein, der der Edelknecht von Hutneck verpflichtet war, wurde 1420 zerstört und wieder aufgebaut endgültig 1452. In diesem Zeitraum ging spätestens der befestigte Hof und die Kapelle zugrunde.“

Weiter schreibt er auf Seite 148, wo er die Zerstörungen durch Truppendurchzüge während dem 30jährigen Krieg schildert: 

„Zwischen 1633 und 1643 verschwanden letzte Reste der Burgställe Hutneck und Tischneck und der Lauterbacher Burg.“ 

1758 gibt es ein amtliches Protokoll von einem Rechtsstreit wegen einer Verletzung bei der Waldarbeit mit einem aus Tirol und Josef Blessinger, Hutneck.

Aus den Amts- und Contraktenprotokollen im Stadtarchiv Schramberg, in denen Eheverträge, Rechtsverträge und Erbschaften festgehalten sind, ist über Hutnecker Bürger als Beispiel in einem Zeitraum von 100 Jahren (1710 – 1810)  folgendes zu entnehmen: 

Geheiratet haben: 1724 Regina Günther + Bartle Trost (beide Hutnecker), bei den weiteren sind jeweils die Erstgenannten von der Hutneck, in der Regel aus dem größten Teil, der zum Marktflecken Schramberg gehört. Die Zugehörigkeit der Hutnecker zu Sulgen oder Mariazell ist in Klammer extra aufgeführt:                             

1729 Anna Maria Ginter + Michael Maurer,       

1773 Josef Trost, Leibgedinger + Ludwina König, 

1783 Maria Auber Witwe + Christian Reuter,

1784 Anna Maria Rapp + Kaspar Seckinger,                    

1784 Matthäus Fleig + Sabine Hummel, 

1786 Klara Flaig Ww. + Josef Storz, zugleich durch die Frau Hausverkauf an Christian Flaig,

1787 Anna Maria  Moosmann (Sulgen)  + Josef Pfundstein, 

1792 Maria  Anna Walser Witwe + Andreas Armbruster,  

1792 Benedikt Münch (Sulgen)  + Luitgard Haber, 

1793 Johann Kleiser Witwer + Johanna Haber

1794 Regina Blessing   + Lorenz Flaig, 

1794 Anna Binder (Sulgen) + Kaspar Dierberger,

1795 Taddäus Sommer Witwer + Barbara Flaig, 

1795 Monika Hilser + Michael Hermann,

1797 Margarete Heine + Johannes Flaig, zugleich Hausverkauf von Karl Münch an die Braut,

1798 Maria Barbara Blessing + Michael Sommer 

1799 Salomea Faller + Simon Hör zugleich Hausverkauf von Josef Faller an Simon Hör,   1802 Anna Maria Jäckle +  Friedel Sommer,

Anna Maria Jäckle (ledig) verkauft kurz zuvor ein Haus an Lorenz Sulger, dieser verkauft es 1803 weiter an Juliane Broghammer,               

1803 Margarete Faller + Matthias Ginter, 

1805 Hafner Anton Pfaff + Klara Langenbacher, Anton Pfaff hat 1801 vom Vater Martin Pfaff ein  Haus gekauft, 

1807 Johannes Moosmann + Magdalena Kienzler, der Ehemann kauft als Zimmergesell am gleichen Tag ein Haus von Matthias Ginter, 

1808 Josefa Rapp + Sebastian  Kopp,               

1808 Moosman Thekla + Martin Rapp.

Da von 1710 bis 1783 nur 4 Hochzeiten aufgeführt sind, nehme ich an, dass in der Zeit oft nur kirchlich - ohne Ehevertrag - geheiratet wurde.  

Weiter ist von der Hutneck aus dieser Zeit folgendes zu entnehmen:

1710 nehmen Maria Steidinger und auch Georg Lamprecht die Teilung des Vermögens vor und 1710 verkauft Bartle Schumacher Haus und Feld.

1716 verkauft Catharina Neef einen Garten. 1729 verkauft Andreas Maurer den Hof.

1739 teilt Georg Ginter das Erbe, 

1751 verkauft der Zoller Christian Ginter,  Feld, 

1751 verkaufen Stophe King und Matheis King ein Haus und macht Matthias King ein Haustausch mit Hans Schumacher. 

1756 hat der Weber Hans Jerg Ginter, Streit mit Josef Seckinger wegen einem Kuhhandel und Christian Ginter klagt gegen Matthäus Flaig wegen Zahlungsverzug. 

1757 erhält Jakob Moosmann eine Darlehenskündigung durch Hans Georg Langenbach, Christian Ginter kündigt Darlehen an Matthäus Fleig und dieser kündigt Darlehen an Matthäus Auber. 

1758 Matthias Fleig kündigt Darlehen an Stricker  Philipp Haas. 

1768 kauft Johannes Maurer ein Haus von Michael Auber, 

1770 verkauft Johann Georg Günter Weber ein Haus an Michael Herzog. 

1772 wird vom verstorbenen Christian Rapp Erbteilung gemacht und den Hof kauft Johann Rapp. 

1773 kauft Andreas Flaig ein Haus von Josef Trost und erhält Heiratserlaubnis mit Rosina Schmid. 

1779 verkauft Michael Binder (Sulgen) ein Haus an Sohn Hans Georg und kauft Feld von Jakob Langenbacher.

1779 kauft Michael Herzog Wald von Martin Herzog. 

1781 kauft Michael Herzog einen Hof von Hans Jörg Fleig und verkauft ein Haus an Matthias Schmid. 

1784 verkauft Josef Moosmann (Sulgen) den Hof an Johann Kleisner und Christian Seckinger das Haus an Martin Pfaff. 

1786 verkauft Andreas Flaig Feld an Hans Jerg Binder und Josef Trost ein Haus an Anna Maria Blöss und Klara Flaig (Mariazell) ein Haus an Christina Flag. 

1787 verkauft Andreas Flaig Feld an Christian Reiter, an Johann Georg Binder, an Josef Hils und an Martin Pfaff. 

1788 ist die Erbteilung vom verstorbenen Josef Moosmann. 

1793 verkauft Hans Jerg Binder Feld an Vater Michael Binder, 

1794 Hausverkauf von Michael Binder (Sulgen) an Tochter Anna Binder, 

1795 Hausverkauf von  Maria Katharina Klaußner an Josef Faller, 

1798 kauft Benedikt Kleisner Hafnermeister Wald von Josef Fleig und Wiese von Josef Faller. 

1801 Hausverkauf von Johannes Moosmann an Sohn Xaver. 

1802 Feldverkauf von Lorenz Broghammer (Mariazell) an Josef Reuter, 

1809  Hausverkauf von Johann Georg Binder an Jakob Binder.

Auf die richtige Schreibweise wurde früher wenig Wert gelegt, deshalb können z. B. Jörg,  Jerg und Georg dieselben oder verschiedene Personen sein, dasselbe gilt auch bei Familiennamen mit unterschiedlicher Schreibweise.    

Eine weitere Nennung der „Hutneck“ fand ich 1821 in der Pfarrchronik der katholischen Kirchengemeinde Sulgen. Dort ging es um 2 Häuser auf der Hutneck, die immer noch zur Pfarrey Schramberg gehörten und nach Sulgen umgepfarrt werden sollten, weil der Weg nach Schramberg  weiter, beschwerlich und öfters ungangbar sey. Ähnlich war 1823  der folgende Nachtrag von  Pfarrer Auber:

„Zwischen den Jahren 1780 und 1790 – das Jahr kann nicht bestimmt angegeben werden, weil nichts schriftliches vorliegt – wurden drei Häuser von der Pfarrey Mariazell auf der sogenannten Hutnegg und Friedrichsberg ½ Stunde von hier, an die hiesige Pfarrey abgegeben, weil sie der hiesigen Pfarrey viel näher gelegen waren, als der Pfarrey Mariazell.“

Soweit der Eintrag: Es handelte sich vermutlich um Häuser, die dann 1840 zu Hardt kamen, als Hardt von Mariazell getrennt wurde und den Status einer selbständigen politischen Gemeinde erhielt. Laut dem Heimatforscher Pfarrer  Zeyer von Mariazell gehörte Hutneck wie Hardt und Tischneck zur Urpfarrei Mariazell, die im „Liber marcarum (Aufstellung von Kirchen und Kapellen)  schon 1275 genannt wird.

In der Sulger Pfarrchronik hat Pfarrer Auber 1824 mit der Bezeichnung „Pfarrsprengel“ auch aufgeführt, was alles zu der Pfarrey Sulgen gehörte. Dabei unterschied er zwischen Taglöhnerhäuser (meistens mit Schweine- und Hühnerstall oder kleiner bzw. mittlerer Landwirtschaft) und Höfe (= große Landwirtschaft). Hier sind zur Schultheißerey Sulgen gehörend unter (jetzt richtig geschrieben) Hutneck: 2 Tagl. Häuser aufgeführt mit 12 Katholiken. Weiter zu Mariazell gehörend  unter Hutneck:  2 Tagl. Häuser mit 10 Katholiken und zu Sulgau gehörend unter Feuermoos: 1 Tagl. Haus mit 5 Katholiken. Zur Schultheißeney Schramberg gehörend sind unter Hutneck: 11 Tagl. Häuser mit 78 Katholiken aufgeführt, bei Friedrichsberg zu Schramberg gehörend 1 Hof und 2 Taglöhnerhäuser mit 19 Einwohner und ein Hof mit 9 Einwohner zu Mariazell gehörend.  Der Weg zur Hutneck wird als mittelmäßig bezeichnet, aber der zum Haus Feuermoos als schlecht, das hieß – wie an anderer Stelle genannt -  „dass er bey ungünstiger Witterung fast nicht zu passieren war“.

Ab 1836 wurde das gesamte Königreich Württemberg vermessen und ein sogenanntes Primärkataster angelegt das von Sulgen und Sulgau 1843 abgeschlossen wurde. Darin ist aufgeführt, zu Sulgen gehörend war Besitzer im heutigen Haus Hutneck 2  Johannes Lamprecht, er hatte beim Wohnhaus einen Schweinestall und Hofraum, im heutigen Haus Hutneck 3 war Besitzer Johann Martin Kunz, Zimmermann, der zum Wohnhaus und Schweinestall und Hofraum noch einen Holzschopf und einen Backofen hatte. Zu Sulgau gehörend war Besitzer im heutigen Haus Hutneck 1 Johannes Seifriz, Zimmermann, der auch beim Wohnhaus einen Schweinestall und Hofraum hatte. Am Platz vom heutigen Haus Hutneck 21 war ein Doppelhaus mit folgendem Eintrag: Besitzer Ferdinand Bauknecht, (durchgestrichen Schultheiß Haas von Sulgen,) Baltes Wössner Bauer. Hier wird außer dem Wohnhaus, Scheuer unter dem Dach genannt, mit einem gemeinschaftlich genutztem Hofraum mit dem 2. Besitzer: Andreas Fichter, Weber, der auch ein Wohnhaus mit Scheuer unter dem Dach hatte.

Im Gewann Feurenmoos Besitzer  Rentamt Schramberg, (durchgestrichen Sebastian Kunz Korbmacher). Zum Haus gehörend eine Hofscheuer und Scheuer unter dem Dach und Hofraum. Dieses Haus stand in der Nähe vom jetzigen Haus Hutneck 15, aber in dem Teil, der zu Sulgau gehörte, es ist vermutlich abgebrannt.  

Im Staatsarchiv Sigmaringen habe ich mir die Akte WÜ 30/13T1-3 Nr. 691 angeschaut. Hier geht es 2 mal um einen Valentin Rapp Hutneck Gemeinde Hardt, zunächst eine Verhandlung über einen Waldunfall vom 12. Dezember 1841, dann verklagt ihn das gräfliche Rentamt Schramberg, weil er seine „Bürgerannahmegebühr“ nicht bezahlt hat.    

Eine wesentliche Änderung brachte für viele Hutnecker das Jahr 1875, wo ca. 80 Morgen (= ca. 25 ha) Äcker und Wiesen und 20 Morgen Wald  einschließlich Haus und Vieh des großen ehemaligen „Vogthofes Sulgerberg“  versteigert wurden. Die Besitzerin Christina Jäckle hatte für einen Geschäftsmann gebürgt, der mit hohen Schulden in Konkurs ging. Da sich beim ersten Versteigerungstermin für das Gesamtprojekt kein Käufer fand, wurde am 25. Juni 1875 alles stückweise versteigert. Wer Geld auftreiben konnte, beteiligte sich an der Versteigerung um  Flurstücke zu erwerben. Dies ist der Grund, warum fast wie Handtücher Flurstücke entlang der Berg- und der Hardtstraße, sowie im Bereich Birkenhof und früher im Hörnle meistens je einen anderen Besitzer haben. So konnten die Hutnecker ihre landwirtschaftlichen Betriebe vergrößern und es entstanden zusätzlich mehrere Kleinbauern, deren Felder dann oft - für Kuhfuhrwerke verhältnismäßig weit  - vom Wohnhaus entfernt lagen.

Das große Bauernhaus des von der Familie Ganter ersteigerten Resthofes brannte am 13. Dezember 1908 bis auf die Grundmauern nieder. Zum Löschen wurde kein Tropfen Wasser verwendet, weil es keines gab. In der Zeitung hieß es damals, wäre Sturmwind gewesen, wäre das ganze Dorf ein Schutthaufen, deshalb sei die gemeinsame Wasserversorgung von Sulgen und Sulgau überfällig. Der viel kleinere Ersatzbauernhof wurde 1987 abgebrochen – nachdem die letzte Besitzerin Elsa Ganter verstorben war – und an deren Stelle das Hotel „Drei König“ errichtet. Das restliche Zeugnis des ehemaligen Vogtshofes mit dem Dokument über dem Eingangsbogen „M S S  1631“ und ein Wappen war ein Stadel, der leider 1951 von der Stadt Schramberg abgerissen wurde, weil an der Stelle das Pumphaus zum Wasserhochbehälter errichtet wurde. Jetzt bestehen nur noch eine große Linde und der Brunnen als die letzten Zeugnisse vom vergangenen Großbauernhof. 

Eine Hutnecker Gaststätte war im „Nimmeshof“ (jetzt Haus Nr. 21). Am Haus führte der Hauptweg von Sulgen nach Hardt vorbei. Dieser kam vom unteren Teil der jetzigen Bergstraße (früher Stoffelesgasse) über das Hörnle und den Birkenhof  zur genannten Gaststätte. Von dort ging er direkt  zum  Haus Hutneck Nr. 20  (das Gelände für dieses Wegstück ist noch heute als breiter Weg ausgewiesen) und weiter über die untere Hutneck und den Friedrichsberg nach Hardt. Auch im Haus Nr. 20 (Hofname Stoamauser) war bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein Gastbetrieb. Am neuen Weg nach Hardt (jetzige Kreisstraße) richtete nach 1875 im Haus Nr. 11 Josef Dierberger d. Ä. eine Gaststätte ein. Das Haus brannte 1889 ab. Anschließend wurde das jetzige Haus Nr. 11 gebaut und Sohn Wilhelm setzte dort den Gastbetrieb fort. Dessen Sohn Josef Dierberger eröffnete 1931 die jetzige Gaststätte, die er mit seiner Ehefrau Anna geb. Günter erfolgreich betrieb, bis sie es aus Altersgründen nicht mehr konnten. Sie verkauften dann die Gaststätte mit Wohnung an die Familie Gagg und diese 2007  an Siegmund Moosmann und Rosemarie Merz, die beide der traditionellen Gaststätte mit gutem Ruf neuen Auftrieb gaben 

Ein großer Engpass war für viele Hutnecker die Wassernot. Nur wenige Höfe hatten gute Brunnen. Die anderen mussten fast jeden Sommer, wenn das Wasser im eigenen Brunnen versiegte, ihr ganzes Wasser mühevoll an möglichen Quellen z. B. am „Christles Felsen“ – meist mit Wasserfässern schöpfen und transportieren. Dies war bei der erforderlichen Menge vor allem für das Vieh eine große Belastung. Noch schlimmer war dies, wenn im Winter Wassernot herrschte, was immer wieder vorkam. Manchmal bildete sich dann im Wasserfass ein Eismantel, so dass kein Wasser mehr heraus kam. Wenn es stark schneite, blieb nur noch Schnee schmelzen übrig. Bei einem Waschkessel voll Schnee wurden so wenige Liter Schmutzwasser gewonnen. So war durch die Eröffnung des Wasserturmes am 10. 11. 1960 die Wasserversorgung der Hutneck, nach dem Stromanschluss, der erst 1927 erfolgte, die wichtigste Erleichterung.

Um ca. 1900 brannte der damalige Doppelhof im „Nimmes“ nieder. Statt einem neuen Doppelhaus wurden die beiden Häuser Nr. 21 (etwa am selben Platz) und 22 getrennt erstellt.

Hutneck war bis nach dem 1. Weltkrieg in 5 politische Gemeinden aufgeteilt. Die meisten Häuser gehörten zu Schramberg. Einige Häuser  gehörten zu Sulgen, dann die Nr. 1,  21 und 22 (1843 und 1868 genannt unter Sulgerberg) und die Nr. 11 zu Sulgau, die Nr. 31 und 32 zu Hardt und Nr. 15 (ehemaliges Forsthaus) zu Mariazell. Nach einer Beschreibung des Oberamtes Oberndorf von 1868 hatte der zu Sulgen gehörende Weiler Hutneck 7 Einwohner. (die 2 Häuser jetzt Hutneck Nr. 2 und 3.) Das mit Feurenmoos bezeichnete Haus hatte 4 Einwohner, der Teil, der Hutneck, der zu Hardt gehörte, 12 Einwohner und der zu Schramberg gehörende Teil (wird nur zusammen mit Friedrichsberg genannt)  60 Einwohner. Was alles zu Friedrichsberg gehörte ist unklar. Außer dem Teil, der zu Schramberg gehörte werden unter Hardt 46 Einwohner genannt.  

Nach dem 2. Weltkrieg (ca. 1949) wurden die Hausnummern der Hutneck neu geordnet. Sie waren bis dahin auf Grund der früheren Zugehörigkeiten zu verschiedenen Gemeinden ein noch größeres Durcheinander als jetzt. Damals war die neue Einteilung der damaligen Häuser von 1 bis 22  noch verständlich und logisch. Als aber mit dem Haus von Fritz Hutter ein weiteres gebaut wurde, erhielt dies die Nr. 23. Josef Pfaff, der im Haus Nr. 9  wohnte, baute in der Nähe seiner Felder beim Wasserturm ein neues Haus, welches er 1962 bezog und erhielt die Nr. 24.. Auch die Nummern für weitere Neubauten wurden nach dem Datum der Bauerstellung vergeben. Zuletzt kamen mit 31 und 32 die beiden Häuser dazu, als diese Enklave im Rahmen der Gemeindereform  ab 1.1.1977 von Hardt der Stadt Schramberg zugeteilt wurde. So entstand ab Nr. 23 das totale Durcheinander, das für jeden, der eine Adresse sucht, unverständlich bleibt und in einem Notfall sehr nachteilig sein kann.  

In der ursprünglichen Nummernfolge fehlt jetzt das Haus Nr. 9, das am 22. Oktober 1971 abgebrannt ist und südöstlich nahe beim Haus Nr. 7 (Nr. 7 hatte den Hofnamen „Kätherbur“) stand. Es war ein altes noch mit Stroh gedecktes Haus. Auf dem Dachboden stand eine Truhe mit Unterlagen, die bis in das 17. Jahrhundert reichten (sind leider mit verbrannt). Weiter fehlt  das Haus Nr. 4. Dieses war ein einstockiges längliches Häuschen, in dem vor dem 2. Weltkrieg die Familie Schrenk mit 8 Kindern auch noch Platz hatte, um einen Gemischtwarenladen – dieser war zuvor im Haus Nr. 3 - zu führen. Das Haus stand an der Straße im jetzigen Gelände vom Haus Nr. 23. Nach dem 2. Weltkrieg wohnte noch die Familie Förk darin. Nach deren Auszug wurde es abgebrochen. 

Am 1. August 1951 wurde das damalige ältere Bauernhaus (Eliassenhof)  (jetzt Haus Nr. 31) in einer Nacht bei einem schweren Gewitter vom Blitz getroffen und brannte völlig nieder. Es war – zu Hardt gehörend - bewohnt von einer Familie Hand, Verwandte des damaligen Besitzers Alfred Blessing von Schramberg - Kirnbach. Da von den Hutneckern niemand ein Telefon und noch weniger ein Auto hatte, dauerte es viel zu lange, bis die Feuerwehr alarmiert war, die dann natürlich nichts mehr ausrichten konnte. Dies war der Anlass für die Forderung der Hutnecker, dass für sie ein öffentliches Telefon zugeteilt wird. Rudolf Heilmann, Hutneck 3 (später Walter Pfaff Hutneck 5) war bereit, dies in seinem Haus  installieren zu lassen, was damals auch mit der Bereitschaft verbunden war, in seinem Haus Fremde telefonieren zu lassen und ankommende Telefonate den jeweiligen betroffenen Hutneckern auszurichten. Der Telefonanschluss erfolgte aber erst 1955.

Im Jahr 1951 wehrten sich die Hutnecker erfolgreich, als der Vorbesitzer des Grundstückes von Fritz Hutter plante, den privaten Geh- und Fahrweg, der zum Grundstück gehörte, im unteren Teil ganz zu schließen. Damals benutzten viele Frauen und Männer von der Hutneck täglich diesen Weg, um dann den Kesselberg hinunter zur Arbeit nach Schramberg zu gelangen und abends den gleichen Weg zu Fuß wieder zurück zu legen. Als Fritz Hutter die Problematik dargelegt wurde, war er als Kompromiss bereit, den Fußpfad entlang an seinem Grundstück offen zu halten, der immer noch besteht. 

Eines der ältesten Häuser auf der Hutneck war der Christleshof, (Haus Nr. 18) ein mit Stroh gedecktes über 200 Jahre altes Bauernhaus. Die früheren Besitzer - zuletzt Katharina und Helene Reiter - verkauften den Hof über die kath. Kirchengemeinde an Roman Broghammer, der ihn weiter bewirtschaftete. Ein von der Hutneck stammender Hardter Bürger konnte unter starkem Alkoholeinfluss der Versuchung nicht widerstehen, dieses alte Haus an einem Samstag  am 6. 11. 1954, abends anzuzünden um sich dann als erster Helfer und Retter auszuzeichnen. Die Feuerwehr hatte an diesem Nachmittag eine Großübung. Abends saßen alle zum Abschluss in der „Silberburg“. Da das Tanklöschfahrzeug dann bald in einem Graben stecken blieb und das Wasser von weit her geholt werden musste, brannte dieser Hof und der daneben stehende Schuppen  bis auf die Grundmauern nieder. 

Den neu erstellten landwirtschaftlichen Hof  kaufte später Karl Kopp, der durch seine Feste wie den „Almabtrieb“ die Hutneck noch bekannter machte. Dessen Sohn Meinrad betreibt von den ursprünglich 15 landwirtschaftlichen Betrieben als letzter auf der Hutneck noch eine kleine Landwirtschaft. 

Für gemeinsame Feiern hatten die Hutnecker lange Zeit nicht viel nachzuweisen. Lediglich der Hutneckwirt Josef Dierberger organisierte viele Jahre an Fastnacht für die Hutnecker einen sogenannten Kappenabend in seiner Gaststätte, wozu er zu seinen eigenen Beiträgen junge Hutnecker für nette lustige Programmbeiträge aktivierte. Sonst kamen die meisten Männer jeden Sonntag zum Frühschoppen in der “Hutneck“ zusammen und einige trafen sich noch zusätzlich am Sonntag Nachmittag dort zum Karten spielen (meistens Zego)  Anlässlich der Einweihungen der beiden neu aufgestellten Wegkreuze auf den Grundstücken von Karl Haas (als Ersatz des früheren Kreuzes) und Anton Lamprecht 1991 wurde beim ehemaligen Forsthaus dem sogenannten „Waldrösle“ (genannt nach der früheren Mieterin Elisabeth Haigis) zu einem ersten Hutneckerfest eingeladen. Hierfür konnte Karl Haas ein Organisationsteam aktivieren. Das Fest fand so einen guten Anklang, dass es seither jährlich jeweils Anfang September wiederholt wird. Nach 20 Jahren hat sich das Organisationsteam wesentlich verjüngt und bewiesen, dass auch die jüngeren Hutnecker ein schönes Fest organisieren können. 

Zum Schluss danke ich für die Unterstützung bei den Forschungen durch Carsten Kohlmann, Archiv Schramberg und den dort ehrenamtlich tätigen Martin King und Dieter Kohlmann.  

15. September 2016  Hubert Haas Hutneck 28  

Verschiedene Zeitungsberichte aus vergangenen Tagen:

1954 Brand Christleshof
1991 Kreuzweihe
2008 neues Ruhebänkle
2012 Bericht über Hutnecker Kreuz