Hutneck - DER Stadtteil von Schramberg / Sulgen

Hutnecker Kräuterküche

An einem strahlenden Montag-Nachmittag machten sich im Sommer 2013 um die 15 Frauen und Kinder auf, die einheimischen Hutnecker Kräuter näher kennenzulernen.

Dafür war aus Schiltach Kräuterpädagogin Monika Wurft angereist und diese erklärte den naturbegeisterten Hutneckerinnen eine Menge zu den scheinbaren „Unkräutern“.

Der Treffpunkt war bei Verena Heinzmann, die beim Spaziergang durch ihre Beerenplantage zuerst einiges zu den Scheinquitten und Aroniabeeren erklärte. Danach übernahm Frau Wurft die Führung und erklärte Spitzwegerich, Knoblauchrauke, Gundermann, Gänseblümchen, Giersch, Thymian, Wiesenklee Knoblauchrauke, Schafgarbe und co., so dass die Zuhörer aus dem Staunen gar nicht mehr herauskamen.

Wer hätte gedacht, was da auf unseren Wiesen alles Essbares wächst?? Die Spitzwegerichsamen wurden von nun an Müsliriegel der Wiese genannt, denn man konnte wunderbar daran knabbern, und die Wegerichblätter kann man wunderbar als Heilmittel bei Stichen oder kleinen Verletzungen verwenden. Wem ist schon bewusst, dass es weibliche und männliche Brennnesseln gibt? Ganz nebenbei wurden Rezepte für Brennnsesselspinat und andere Leckereien ausgetauscht.

Nebenbei wurde gerochen, geknabbert und einige Kräuter gesammelt, die zum Abschluss kleingeschnitten und als leckerer Kräuterquark verzehrt wurden. So saßen die Frauen noch gemütlich und satt an Kräutereindrücken im Hof bei Heinzmanns zusammen.

(Melanie Mauch) 

Gebet des Giersch:

(aus Sonntagsblatt Juli 2013)
Herr, was hast du dir bloß gedacht, mich den Giersch, als Schrecken der Gärtner zu erschaffen.

Kaum zeigt sich im Frühjahr mein erstes Grün, bekomme ich den Ausruf „schon wieder dieses Unkraut“ zu hören. Dabei habe ich doch so viele gute Eigenschaften von dir bekommen.

Podagrakraut nannten mich die Menschen früher. Ich half bei der gefürchteten Gicht und würde auch heute noch Gelenkbeschwerden lindern, wenn man mich bloß ließe: einfach meine Blätter zerstampfen und als Umschlag verwenden.

Dass ich sehr gut in der Wildkräuterküche zu verwenden bin, wissen nur wenige. In der Suppe, im Eintopf oder in Maultaschen schmecke ich ausgesprochen lecker: Meine Blätter zusammen mit Brennnessel, Löwenzahn und Gundermann kleinschneiden und etwas andämpfen – selbst Feinschmecker sind begeistert: Ich habe ja auch viel zu bieten: Flavone, Kalium, Vitamin C, um nur einige zu nennen.

Statt mich auszurotten, sollte man meine Kraft nützen. Die ungebärdige Wuchskraft, die du mir verliehen hast, schreckt ab. Man sollte darüber nachdenken, dass nichts in deiner Schöpfung umsonst ist, dass jede Pflanze ihre Bestimmung hat. Vielleicht, Herr, macht mich ja meine Verwendung im Kräutersalz beliebter: meine Blätter kleinschneiden mit Salz vermischen, trocknen lassen und dann im Mixer feinhacken.

(Ingrid Hagner, Heilkräuterfachfrau, Neckarsulm)